Phobien sind derzeit schrecklich ‚in‘. Es gilt geradezu als ‚chic‘ und man macht sich oftmals zum Außenseiter wenn man statt an einer Phobie nur an langweiligen Depressionen aufgrund von Beziehungsproblemen, Überforderung oder schlechtem Wetter leidet. Körperliche Leiden sind ebenfalls total ‚out‘ – was nicht mit der Psyche zu tun hat ist unmodisch. Die Themen sind geradezu abgegessen und entfachen beim Kaffeeklatsch meistens nur noch Gähnen und Stirnrunzeln.
Bevor Sie also beim nächsten Treffen mit guten Freunden, Verwandten, Kollegen oder auf einer Party aus Mangel an Gesprächsstoff noch ihr Einkommen oder den Namen ihrer oder ihres heimlichen Geliebten verraten, suchen Sie sich doch hier einfach eine Phobie aus, erzählen darüber und machen sich zum Mittelpunkt jeder Gesprächsrunde:
- Arbeits-Phobie: Sehr verbreitet unter Arbeitslosen – oder denen, die es noch werden möchten. Der erste Kontakt mit dem Psychologen beginnt meist so: „Immer wenn ich zur Arbeit muss geht es mir plötzlich ganz schlecht, welche Krankheit könnte das verursachen?“
- Anti-alkoholische-Getränke Phobie: Am Meisten verbreitet unter Alkoholikern (sie sind es deswegen geworden, was aber nur wirklich gute Psychologen erkennen) und sehr schwer behandelbar.
- Ehefrauen-Phobie: Betrifft oftmals Männer im ‚reiferen‘ Alter. Sie suchen sich dann meist ‚junge Hüpfer‘ als Seitensprung, Affäre oder als Grund zum Ausziehen. Eine besonders traurige und bemitleidenswerte Phobie – der Mann ist gezwungen sein altes Leben und die Hauptperson darin einfach aufzugeben.
- Kinder-Phobie: Daran leiden oftmals sogenannte ‚Karriere-Frauen‘, weswegen sie sich auch so in die Karriere stürzen – eine Sublimierung (Verdrängungsmechanismus). Mit Ende 30 bis Anfang 40 bestehen meistens die größten Heilungschancen, da die Biochemie unterstützend wirkt.
- Nachbar-Phobie: Kurioserweise verstärkt anzutreffen in ruhigen Ortschaften mit vielen Ein-Familien-Häusern oder in Schrebergärten- sowie Laubenpieperkolonien. Führt oft zu handfesten Auseinandersetzungen oder jahrzehntelangen Rechtsstreitigkeiten über belanglose Dinge wie der Höhe einer Hecke, der Farbe des Gartenzauns, wer wem welchen Tinneff ausgeliehen und anstatt zurückzubringen auf dem örtlichen Flohmarkt verkauft hat, oder wer als erster das Haustier des jeweiligen Kontrahenten vergiftete. Man geht davon aus, dass das viele Grün damit zu tun hat – eine Überdosis Natur und frische Luft bekommt einfach nicht jedem, der das nicht schon von klein auf gewohnt ist.
- Hunger-Phobie: Gerade dicke Menschen leiden schwer daran. Das kleinste Anzeichen von Hunger ist unerträglich und fühlt sich bereits wie ein beginnender Sterbeprozess an. Gegenmaßnahmen sind die massive Zufuhr von hungerstoppenden Kalorien in Form von speziell dafür gewählten und besonders fetthaltigen oder süßen Nahrungsmitteln. Glücklicherweise ist diese Phobie aufgrund der Überversorgung und den zahlreichen Fast-Food-Ketten heute nicht mehr so problematisch und man kann mit dieser auch in unbehandelter Form sehr gut leben.
- Geld-Phobie: Betroffene können Geld nicht lange ertragen. Man nimmt an, dass diese Phobie sehr weit verbreitet ist, auffallen tut sie jedoch häufig nur in den unteren sozialen Schichten. Symptome sind das sofortige ausgeben von Geld sobald welches zur Verfügung steht, das ständige Überziehen des Kontos bis ans Limit oder der Abschluss zahlreicher Verträge für Mobilfunk und Internet (Psychologen erkennen hierin übrigens einen Abwehrmechanismus, denn man flüchtet sich aus Sorge und den vielen Gedanken über seine Phobie in möglichst ununterbrochene Kommunikation – als Ablenkung). Der dramatische Höhepunkt dieser Phobie ist der sogenannte ‚Kaufrausch‘ – und endet meistens mit einem Gerichtsvollzieher, der Schuldner-Beratung und einem privaten Insolvenzverfahren.
- Schul-Phobie: Früher nur unter Schülern verbreitet und trat eher selten auf. Heute oftmals mit wochen- bis monatelangen Symptomen des ‚Schwänzens‘. Auch Lehrer bleiben dem Unterricht mittlerweile gern fern oder gehen gleich etwas früher in Pension – weshalb es erste Theorien gibt, dass diese Phobie übertragbar sein könnte.
- Informations-Phobie: Betroffene halten sich grundsätzlich von Büchern, Zeitungen, Nachrichtensendungen und Dokumentationen fern. Sie verbringen ihre Zeit in der Regel lieber vor dem Fernseher und konsumieren Talk-Shows, (Reality-)Soaps oder Comedy-Sendungen und begnügen sich mit sekundären Informationsquellen wie Infomercials, Infotainment oder Quiz-Shows.
- Spaß-Phobie: Immer schlecht gelaunt und miesepetrig, reagieren auf Ironie mit einer Kriegserklärung – unbehandelbar.
Ein besonderes Augenmerk sei zusätzlich noch auf die spezielle Rolle der Sex-Phobie gerichtet, da diese kaum bekannt und nicht offensichtlich ist. Man geht aber davon aus, dass dies die weltweit meist verbreitete Phobie ist. Betroffene behandeln sich allerdings fast immer selbst – in Form einer Konfrontationstherapie mit massenhaften Konsum von erotischem und pornographischem Material, so dass diese Phobie wahrscheinlich auch die Beliebteste von allen ist.
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